Langsam ist genug mit all den Einschränkungen, und da sich doch viele Menschen haben impfen lassen, konnten auch diverse kulturelle Institutionen in Berlin wieder bzw. neu ihre Pforten öffnen. Wer sich bei weniger warmem Wetter und den ersten Nebelschwaden gerne davon überzeugen möchte, dass „Kunst“ immer noch einer der Magneten Berlins ist, kann zwei Big Player aufsuchen. Das neue Humboldtforum ist allein architektonisch ein Gewinn, es bietet aber auch eine Ausstellung, die man als Berliner oder Tourist gesehen haben sollte. „Berlin Global“. Was sich dahinter wohl verbirgt? Hingehen und schauen, kann man nur sagen. Auch die Neue Nationalgalerie präsentiert sich wieder dem Publikum. Sie wirkt, um einen Berliner Ausdruck zu verwenden, recht schnieke und bietet zum Herbst einen Rundumschlag zu einer Epoche, die an Entwicklungen – und Kriegen – einiges zu bieten hat, Kunst von 1900 bis 1945.

Wenn man schon mal da ist – am Landwehrkanal entlang

Wer den letzten Tipp beherzigt, kann nach einem Kaffee in in der Neuen Nationalgalerie den Landwehrkanal in Angriff nehmen. Je nach Kondition und Witterung kann das eine schöne Tour sein, die dankenswerter Weise von der U-1 in weiten Teilen begleitet wird. Also, falls die Füße lahmen, immer hinein in die berühmte Linie 1, der schon ein Musical gewidmet wurde. Aber für alle, die das Rascheln der Blätter und die Wölkchen der eigenen Atemluft lieben, ist der Kanal eine Tour durch lohnende Welten. Also dran bleiben, Kreuzberg wartet, dann Teile von Neukölln , bis der Kanal ein wenig an Attraktivität verliert.

Immer noch ein Hit: der Grunewald

Im Grunewald mag zwar keine Holzauktion mehr statt finden, aber als großes grünes Areal auf Berliner Stadtgebiet ist er immer noch ein Hit. Außer ein paar Hundebesitzern trifft man im Herbst kaum jemanden – welche Wohltat! Und da dieser Wald so speziell ist, kann man auch auf besondere Menschen treffen. Das könnte der Sänger des berühmten Pop Duos Petshop Boys, Neil Tennant, sein, der sich gerne in diesen Teil Berlins zurück zieht. Ja, so etwas hat London, wo er sonst viel Zeit verbringt, eben nicht zu bieten. Also, Augen auf, ob man den ironischen Barden irgend wo entdeckt.

Noch mehr Natur: der weniger bekannte Norden

Viele Berliner, von Touristen ganz zu schweigen, kennen den Norden kaum, also die Gegend nördlich von Pankow. Eine S-Bahnlinie, die S2, führt direkt nach Buch bzw. Karow. Hier kann man etwas erleben, wenn man einen Spaziergang antritt, das wie eine Zeitreise scheint. Der Osten lebt! Es hat sich seit 1990 sehr wenig an Veränderungen ergeben, also auch die Immobilienbesitzverhältnisse, so dass man durchaus im Gespräch Phrasen hört wie „im Osten hatten wir…“ Das ist eine eigene Welt, die aber auch allerhand Nettes an Natur bereit hält. Die Panke ist dort oben mehr ein Rinnsal. Und wenn man schon mal da ist, kann ein Besuch in der „Pankgräfin“ eine gute Idee sein. Dies ist ein Bauwagenprojekt, das sich sehr stark nach außen öffnet, also herzlich willkommen! Wer weiß, ob in der mummeligen Lehmhütte, die als Restaurant dient, nicht gerade zu Tisch gebeten wird? Auch das ist Berlin im Herbst!